Führung in der Praxis

Leadership annika kreis blog

Was mir mein Hund täglich über wirksame Führung lehrt

In der Jägersprache heißt es: „Wir führen unsere Hunde.“

Ein Satz, der seine Berechtigung hat – denn JägerInnen und Hunde leben nicht nur zusammen, sie arbeiten auch als Team. Ihre Zusammenarbeit ist geprägt von Selbstorganisation und Eigenverantwortung, denn wer schon einmal einen Hund an seiner Seite hatte, weiß, dass man mit stumpfen top-down Kommandos nicht weit kommt. Ziel ist es vielmehr, die individuellen Fähigkeiten des Hundes zu erkennen, zu fördern und durch passende Unterstützung seiner intrinsischen Motivation gerecht zu werden. Gegenseitiges Lesen und Verstehen können ist Grundvoraussetzung. Die Verantwortung und Aufgaben orientieren sich an den jeweiligen Kompetenzen – eine klare Rollenverteilung schafft Sicherheit und Vertrauen.

Überraschend ist es daher nicht, dass viele der Prinzipien, die ich als „Führungskraft“ in unserem „Jagdteam“ erfülle, auch in der Führung von Menschen eine zentrale Rolle spielen. Hundegestütztes Coaching arbeitet ja genau mit diesem Ansatz. Denn während Mitarbeitende ihre Meinungen und Empfindungen, welche von einem unachtsamen oder inkongruenten Verhalten ihrer Führungskraft ausgelöst werden können, manchmal verbergen bzw. überspielen, reagiert der Hund unmittelbar: Er zeigt Widerstand und Irritation, wenn Kommunikation und Verhalten des Frauchens bzw. Herrchens unklar, impulsiv oder widersprüchlich sind.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich möchte mit diesem Beitrag keine neue Dienstleistung von mir bewerben – auch wenn ich hundegestütztes Führungskräftecoaching als sehr wirkungsvoll erachte😉. Vielmehr möchte ich dieses Gleichnis, über das ich heute morgen beim Gassigehen sinnierte, nutzen, um einmal wieder ein paar zentrale Führungsgrundsätze zu betonen, die es für eine konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit braucht. Da wären zu nennen

  • Bewusstsein für gegenseitige Abhängigkeit: Gute Zusammenarbeit entsteht durch das Verständnis, dass wir für die Zielerreichung aufeinander angewiesen sind.
  • Gemeinsame, klar definierte Ziele: Diese ergeben sich u.a. aus der Schnittmenge der individuellen Fähigkeiten und Motivationen.
  • Kongruenz von verbaler und nonverbaler Kommunikation: Worte wirken nur, wenn Haltung, Mimik und Tonfall stimmig sind.
  • KISS Kommunikation: So viel wie nötig, so wenig wie möglich und vor allem allgemeinverständlich.
  • Verbindlichkeit: Auf Worte folgen Taten, Konsequenz im Handeln schafft Berechenbarkeit und dadurch Sicherheit und Stabilität.
  • SMARTe Ziele und Aufgaben: Formulierungen sind wohlüberlegt, bei Bedarf wird aktiv zur Umsetzung beitragen, um bspw. Überforderung zu vermeiden.
  • Lob und Ermutigung in Balance: Lob würdigt das Erreichte, Ermutigung stärkt das Zukünftige. Es braucht beides.
  • Empathie: Verhalten beobachten, Grenzen erkennen und angemessen reagieren.
  • Freiwilligkeit: Die angebotenen Fähigkeiten und Motivationen erkennen, aufgreifen und für den Teamerfolg nutzen.
  • Und zu guter Letzt: Keine Machtdemonstration aus dem Ego und Affekt heraus.

Diese Liste lässt sich sicher noch fortführen und vielleicht fallen euch spontan weitere Aspekte ein, die ihr ergänzen möchtet. Man kann sie sich nicht oft genug in Erinnerung rufen, finde ich. Und häufig Gelesenes oder Gehörtes prägt sich ein.

Mein Hund erinnert mich jedenfalls täglich daran, dass wirksame Führung vor allem Beziehungsgestaltung ist und unter anderem viel Selbstreflexion abverlangen. Regeln bzw. geteilte Werte und Normen und das Bewusstsein der gegenseitigen Abhängigkeit ermöglichen Freiheit und Eigenverantwortung in der Zusammenarbeit, denn wie hat Timo Ertel so treffend formuliert:

„Wer die Freiheit ohne Verantwortung sucht, findet nur ein trügerisches Glimmen im Schatten.“

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